Hallo und guten Morgen in die Runde,
also.... wir kommen tatsächlich ohne Klapse aus.
Trotzdem ist es keine antiautoritäre Erziehung.
Ein Kind NICHT zu schlagen, heißt ja nicht, dass es machen kann was es will.
Für mich ist wichtig, dass ich mich in erster Linie auf mein Kind
einstellen muss und nicht das Kind sich auf mich einstellen wird/muss.
Ich lese hier von Kindern im Alter von 1 Jahr und 10 Monaten, die
augenscheinlich Mist bauen und dafür einen Klaps bekommen, als
Erziehungsmethode. Ich gebe zu, dass man manchmal am Ende ist mit
seiner Gedult, aber dann sollte man auch einmal schauen, ob man nicht
einfach zu viel erwartet?!
Inwieweit kann man von so kleinen Kindern erwarten, dass sie wissen was
gut und was schlecht ist? Vieles geht doch noch gar nicht.
Klapse sind meiner Meinung nach ein schlechter Weg, dem Kind bei seiner Entwicklung zu helfen.
Sicherlich ist es nervig einer Mutter in einer Gaststätte zuzuhören die
immer und immer wieder auf ihr Kind einsäuselt, dass es doch nun
endlich still sitzen soll oder nicht mit den Fingern essen. Aber soll
sie deswegen ihr Kind schlagen (ganz davon ab, siehe Vorbeitrag, dass
das verboten ist...) Vielleicht sollte die Mutter einfach nicht in die
Gaststätte gehen oder lieber in ein Schnellrestaurant, wo das Kind auch
spielen kann, man mit Fingern essen kann und nicht auf erwachsen machen
muss.
Wenn ein Kind nur aus Angst vor einem Klaps ein Wohlverhalten zeigt, dann kann ich das nicht richtig finden.
Im Gegensatz zu manchen Vorschreibern, haben die Klapse oder Schläge in
meiner Kindheit bei mir nie geholfen, bis heute nicht. Was habe ich für
Ärger bekommen, weil ich z.B. so unordentlich war. Ja und.... das hat
sich bis heute auch nicht gebessert, eher im Gegenteil, heute erkläre
ich meinen Eltern (die sich immernoch darüber aufregen), dass ich in
meinem Haus tu und lasse, was ICH will. Unordentlich bin ich immernoch.
Dafür, dass ich als Kind nie gelernt habe richtig mit Wut, Trauer und
Angst umzugehen, oder mal mutig und frech zu sein (ein braves Kind ist
nicht wütend, heult nicht ewig rum und wenn es verbotenes tut gibs was
auf die Finger oder den Po) bin ich heute in psychotherapeutischer
Behandlung. Finde ich eigentlich auch nicht so toll. Sicherlich bin ich
auch ein besonders sensibles Wesen und bei manch einem hat das nicht so
negative Wirkungen, aber warum kann man nicht nach Alternativen suchen.
Das Gesetz fordert uns doch dazu auf (um nicht zu sagen, es zwingt uns sogar). <br>
Da würde ich eine Diskussion wie diese schöner finden, wenn sie genutzt
wird, sich darüber auszutauschen, was man denn tun kann, um Klapse zu
verhindern.
Also, wir machen wir es bzw. haben es gemacht?!
Glaubt mir, eines steht fest ich habe auch immer wieder vor Situationen
gestanden, wo ich schier am Verzweifeln war. Ich habe auch schon mal
eine Tür zugeknallt und einen Brüller losgelassen. So wie Kinder dürfen
auch Eltern mal wütend sein. Natürlich sollte man sich auch
entschuldigen können (da dient man dann sogar als gutes Vorbild).
Immer fröhlich säuselnde Eltern, das ist auch nicht authentisch. Wenn
man auf sein Kind sauer ist, dann darf man das auch sein und auch
sagen. Das ist aber etwas anderes als ein Kind für etwas zu bestrafen,
um es von einem bestimmten Verhalten abzubringen.
Wie erspare oder ersparte ICH mir die Klapserei?
So als Beispiele fällt mir ein, dass z.B. in den Schränken wo mein
kleines Kind rankam lauter Dinge drin lagen womit es hantieren darf.
Somit entstand gar nicht die Situation, dass das Kind den Schrank
ausräumt und Geschirr zerdeppert. Statt dessen saß es in der Küche und
spielte auf Blech- und Plastikschüseln Schlagzeug. Ich habe dann auch
nicht erwartet, dass es das alles selber wieder wegräumt. Das kann es
ja noch gar nicht. Die "gefährlichen" Schränke hatten alle einen
Sicherheitsverschluss.
Türgitter sind auch eine hervoragende Lösung um sein Kind vor Gefahren
zu bewahren und sich selbst vor dem Stress andauern NEIN sagen zu
müssen. Bei uns war oft eins zwischen Kinderzimmer und Küche. Da kann
man als Kind prima der Mutti beim Kochen zugucken und sich trotzdem
nicht in Gefahr begeben. Natürlich will man selber mitkochen und Mutti
muss immer wieder neue Dinge zum Spielen geben, damit Kind nicht
knatschig wird. Aber man muss sich als Eltern auch für eine Weile davon
verabschieden, dass das Leben so weiter geht wie bisher. Statt super
Sonntagsbraten gibt es dann einmal mehr Tütensuppe, weil mehr mit
Kindern nicht immer zu realisieren ist.
Wir haben es jedenfalls immer nach dem Motto gehandhabt, dass man die
Wohnung so einrichten muss, dass viele Gefahren nicht entstehen können
und man sich damit auch ganz viel NEIN sagen ersparen kann.
Dann ist mir irgendwann einmal der Satz eingefallen, dass ein Kind
nicht dazu da ist, um uns den ganzen Tag Freude zu machen, sondern wir
sind dazu da, um ihm zu helfen ein richtiger Mensch zu werden. Also wir
sind gefordert uns auf das Kind einzustellen. Wenn es also negative
Situationen gibt (z.B. ein schlagendes, beissendes Kind) müssen wir uns
überlegen, was wir tun können, damit das aufhört.
Wie kann ich einem Kind das Schlagen abgewöhnen, wenn ich es dafür schlage? Die Sache beisst sich selbst schon in den Schwanz.
Ich habe immer die kleine Hand genommen und ernst gesagt, dass man das
nicht darf. Mit zunehmendem Alter kann man einem Kind schon vermitteln,
dass Wut erlaubt ist, aber schlagen nicht das richtige Mittel ist, um
diese zu zeigen. Das dauert natürlich scheinbar ewig bis es Wirkung
zeigt, aber wenn dann 3 Jahre später ein Kind da steht und wütend die
Fäuste ballt und zähneknirschend wütend sagt "Oh man ich bin sooo
wütend!" statt um sich zu schlagen dann kann man doch stolz sein, dass
man das ohne körperliche Züchtigung erreicht hat.
Übrigens kleines Kind davor bewahren auf die Straße zu laufen.... an
die Hand nehmen oder bevor es in einem Wutanfall auf die Straße rennt
untern Arm klemmen und das schreiende Etwas davon schleppen. Ob da ein
Klaps wirklich hilft?
Also ich kann natürlich nur von meinen Erfahrungen berichten, möchte
aber allen Klapsbefürwortern Mut machen, nach Alternativen zu suchen,
ohne jemandem jetzt dafür Vorwürfe zu machen.
Unsere Tochter hat uns übrigens so mit ca. 2 eines Besseren belehrt,
nämlich dass Schmerz nicht hilft, ein Kind davon abzuhalten Mist zu
bauen. Sie hat unserem Kater immer und immer wieder an dem Schwanz
gezogen. Nichts hat geholfen, meckern, Hand festhalten, reden… Dann hat
der Kater sich umgedreht und ihr eins auf die Wange gelangt (ja ich
weiß, total nachlässige Mutter, dass das überhaupt so weit kommen
konnte). Es hat geblutet, Tochter hat gebrüllt wie am Spieß (wer mal
eins von einerner Katze gelangt bekommen hat, weiß das ein Klaps
dagegen gar nichts ist….) und…… eine halbe Stunde später wieder am
Schwanz gezogen. Wir haben dann konsequent gedroht, den Kater
wegzusperren und auch sofort reagiert. Das hat ewig nicht gewirkt und
plötzlich (ich weiß nicht wie und wann) war es überhaupt kein Thema
mehr.
So habe ich es bei vielen Dingen beobachtet, dass sie scheinbar von
selbst verschwinden. Plötzlich ist das unerwünschte Verhalten weg. Zum
Trost: dann kommt garantiert was Neues.
Ob das mit Schlägen schneller und nachhaltiger geht oder mit
liebevoller Konsequenz?! Zumindest hat man bei letzterem nicht so ein
schlechtes Gewissen und läuft auch nicht Gefahr, sein
Vertrauensverhältnis zum Kind zu zerstören.
Mein Lieblingssatz zum Schluss „Kinder müssen nicht „funktionieren“ und
wer will schon ein langweiliges Kind haben, was immer artig ist?!“
Übrigens glaube ich, dass bei der ganzen Diskussion auch wichtig ist,
dass Eltern ermutigt werden sollten nicht immer funktionierende, brave
Kinder haben zu müssen, auch von anderen Eltern, Onkel und Tanten und
Kinderlosen, dass es eigentlich normal ist, dass Kinder anecken müssen.
Oft sind es doch die schiefen Blicke der anderen, die letztlich dazu
führen, dass man als Eltern Angst hat in der Erziehung zu versagen.<br>
Eltern sollten auch einfach nur Menschen sein dürfen und nicht immer
den Anspruch erfüllen müssen, brave angepasste Kinder zu haben (oder
alles richtig zu machen).
Habe gerade am Wochenende meiner Mutter erklärt, dass die Welt heute
ganz anders tickt und wir diese angepassten Kinder von früher gar nicht
mehr gebrauchen können.
Ja und Eltern müssen auch Möglichkeiten habe, sich mal von dem harten
Job „Erziehung“ erholen zu dürfen. Mütter müssen von ihren Männern
erwarten können, dass sie sie voll und ganz unterstützen und nicht
darauf warten, dass täglich leckeres Essen auf dem Tisch steht. U.u.u.
Mir fällt da noch so viel ein, ich möchte jetzt aber schließen.
Und nicht böse gemeint (!!!), aber als ich noch nicht Mutter war hatte
ich auch so Vorstellungen, meine Kinder haben sie alle über den Haufen
geworfen, mit voller Kraft und ich bin auch mir gegenüber viel
toleranter geworden und vor allen anderen Müttern gegenüber. Das ist
aber echt nicht böse gemeint, ich finde es auch richtig, dass Du
(Andrea) Dir so viele Gedanken machst, einiges davon wirst Du
sicherlich auch als Mutter gebrauchen können und anderes revidieren,
aber auch das ist in Ordnung und auch total wichtig, dass man seine
Meinungen auch mal ändern darf, ohne dass einem das vorgehalten wird.
Zustimmen möchte ich übrigens allen Muttis, die hier schrieben, dass
psychische Gewalt, wie klein machen, bloß stellen, Angst machen, Kinder
allein lassen in Zimmer einsperren u.ä. genauso schlimm ist wie
körperliche Strafe. Also nicht zu klapsen, heißt noch lange nicht
gewaltfrei zu erziehen.
Liebe Grüße an alle Tanjamutti