Hallo zusammen,
möchte das Thema nochmal aufgreifen und hier einen etwas längeren Text als Leseprobe zitieren, den ich sehr interessant fand - hier ist er:
Es kommt darauf an wie man es sagt
Positive Formulierungen machen Kinder zu selbstbewußten Kindern
Das Selbstvertrauen eines Kindes wird nicht allein durch Lob oder Herabsetzen bestimmt; wir beeinflussen unsere Kinder auch auf andere Weise. Wir können etwas negativ oder positiv erklären oder "befehlen".
Wir Erwachsene kommentieren unser Verhalten und unsere Gefühle ununterbrochen mit "Selbstgesprächen", Gedanken wie "Ich darf nicht vergessen zu tanken", "Jetzt hab’ ich schon wieder meinen Geldbeutel vergessen, langsam werde ich wirklich alt" usw. Psychologen haben festgestellt, daß zwischen der Art und Weise wie gesunde, glückliche und kranke, bedrückte Menschen mit sich reden, ein gewaltiger Unterschied besteht. Diese Selbstgespräche übernehmen Kinder direkt von ihren Eltern und Lehrern. Dadurch ergibt sich aber auch eine Gelegenheit, den eigenen Kindern positive und nützliche Informationen mitzugeben. Indem diese verinnerlicht werden, bilden sie ein Sicherheit und Zuversicht verleihendes Gerüst für das spätere Leben.
Schritt für Schritt lernen Kinder, sich selbst innerlich zu führen und zu ordnen. Und zwar auf genau die Art und Weise, wie wir sie mit unseren Worten führen und ordnen – es zahlt sich also aus, positiv zu formulieren. Wir können zum Beispiel sagen "Laß dich um Himmels willen heute in der Schule nicht schon wieder auf eine Rauferei ein" oder wir können sagen "Ich wünsch’ dir alles Gute heute in der Schule, spiel’ am besten nur mit den Kindern, die du magst".
Warum dieser kleine Formulierungsunterschied so wichtig ist? Weil der menschliche Geist so funktioniert. Wenn Ihnen jemand eine Million Mark anböte dafür, daß Sie zwei Minuten lang nicht an einen blauen Affen denken – Sie würden es nicht schaffen! (Versuchen Sie es nur, wenn Sie mir nicht glauben!). Wenn einem Kind gesagt wird "Fall’ nicht vom Baum", dann muß es zwei Dinge denken: "Nicht" und "vom Baum fallen". Weil wir diese Worte gebraucht haben, wird automatisch dieses Bild heraufbeschworen. Was wir denken, wird automatisch mit Bildern und Gefühlen belegt (stellen Sie sich vor, Sie beißen voll in eine Zitrone – achten Sie darauf, wie Sie bereits auf diese Phantasievorstellung hin reagieren!). Ein Kind, das sich lebhaft vorstellt, wie es vom Baum fällt, wird wahrscheinlich tatsächlich herunterfallen. Viel besser wäre eine positive Formulierung: "Halte dich gut am Baum fest", "Paß auf, was du als nächstes tun willst".
An jedem Tag bieten sich Dutzende von Gelegenheiten, positiv zu formulieren: Statt "Lauf’ nicht auf die Straße" ist es einfacher und besser zu sagen "bleib’ hier auf dem Bürgersteig mit mir" – das Kind kann sich somit vorstellen, was es tun soll, und muß sich nicht vorstellen, was es nicht tun soll.
Geben Sie Ihren Kindern klare Anweisungen, wie die Dinge richtig gemacht werden. Kinder wissen nicht immer, was sie gefährdet und was nicht. Wenn Sie also sagen: "Petra, halte dich mit beiden Händen am Bootsrand fest", dann ist dieser Satz nützlicher als wenn Sie äußern "fall’ bloß nicht ins Wasser" oder noch schlimmer "wie glaubst du wohl, wie es mir geht, wenn du ertrinkst". Die Veränderung der Wortwahl ist zwar nicht groß, der Unterschied aber doch offensichtlich.
Positiv zu formulieren, lernt man natürlich nicht über Nacht, aber man kann es trainieren. Jeder, der positiv formuliert, hilft seinem Kind, positiv zu denken und zu handeln – und damit in einer Vielzahl von Situationen zurechtzukommen, weil das Kind weiß, was es tun soll, und nicht vor Angst paralysiert ist, weil es etwas nicht tun soll.
Quelle ((fuer URL bitte einloggen)) - Leseprobe aus "Das Geheimnis glücklicher Kinder"