Das russische Gesundheitswesen steht vor immensen Herausforderungen: Dem größten Flächenstaat der Welt mangelt es an ausreichender Finanzierung, um den schlechten Zustand stationärer Einrichtungen samt ihrer veralteten Medizintechnik zu beheben. Arme sind noch immer überproportional belastet. Ein Großteil der Bevölkerung kann sich keine ausreichende Gesundheitsversorgung leisten. Ärzte sind unterbezahlt und akzeptieren daher gerne Schwarzgeldzahlungen ihrer Patienten. Auch ansonsten sind Korruption und wechselnde Regularien an der Tagesordnung. Letzteres verhinderte lange Zeit das, was für eine gute Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung zweier Länder im Gesundheitswesen notwendig ist: Vertrauen der Partner ineinander. Trotz vereinzelter Leuchtturmprojekte mangelte es bis 2010 an einem soliden Fundament für eine deutsch-russische Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Gesundheitswesens. Das hat sich in diesem Sommer geändert: Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler und seine russische Amtskollegin Tatjana Golikowa unterzeichneten im Juli das „deutsch-russische Gesundheitsabkommen“ und symbolisierten damit die Einleitung einer neuen Epoche der Zusammenarbeit in den Bereichen Prävention, Schutz der Gesundheit von Mutter und Kind, bei Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder HIV/Aids sowie in den Bereichen e-health, Krankenversicherungen und Systementwicklung und medizinische Ausbildung und Unterrichtsmethodik.Noch erfreulicher ist, wie MinDirig. Dr. Ewold Seeba Mitte Dezember betonte, dass dieses Abkommen nur wenige Monate nach seiner Unterzeichnung im Rahmen der neunten Jahreskonferenz des Koch-Metschnikow-Forums (KMF) „mit Leben gefüllt wurde“. Hilfreich war dabei, dass das KMF als deutsch-russische Wissenschaftsorganisation und Initiative des Petersburger Dialogs durch seine jahrelangen guten Kontakte zum akademischen, politischen und zum Privatsektor in Russland Brücken bauen und vor Ort gute Gespräche auf den Weg bringen konnte. Während der zweitätigen Fachkonferenz im sibirischen Novosibirsk entstanden Kontakte zwischen medizinischen Fachkreisen aus den Gebieten der Tuberkuloseforschung und e-health, Experten sprachen über Krankenhausmanagement im internationalen Vergleich und diskutierten über Problemfelder in Russland wie die Aus- Fort- und Weiterbildung der Medizinfachberufe oder die Rehabilitationsmedizin. Was auf vielen Konferenzen – seien sie national oder international – oft hohl klingt – Phrasen von Politikern über „neue Phasen der Zusammenarbeit“ oder „Schritte in die richtige Richtung“, schien in Novosibirsk angemessen. Hier saßen zwei Tage lang rund 400 Menschen aus den verschiedensten Ecken Russlands, Jung und Alt, gemeinsam mit rund 50 Vertretern der deutschen Wissenschaft und Politik auf schlichten Konferenzstühlen, tauschten sich intensiv aus und lernten voneinander. Aus bloßem Papier entwickelten sich erste Taten.

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