Der Chemiker Carl Djerassi nennt sich in seiner Autobiografie selbst die „Mutter“ der Antibabypille, die 1960 die Verhütung revolutionierte. Seit seiner Erfindung sind Sex und Fortpflanzung endgültig voneinander getrennt. Ob in Zukunft die Reproduktionsmedizin die Fortpflanzung übernehmen wird, darüber diskutierte der heute 89-Jährige auf der DLDwomen mit Annalisa Jenkins vom Biopharmaunternehmen Merck Serono, das viel Energie in die Behandlung von Unfruchtbarkeit legt. Bislang müssen sich Frauen entscheiden: Kind oder Karriere? „Und immer häufiger entscheiden sie sich zunächst für den Job“, sagt Annalisa Jenkins. So werde das Kind in der Lebensplanung immer wieder aufgeschoben. Die schwierige Entscheidung

Das zeigt sich auch in aktuellen Studien: Das Durchschnittsalter, in dem Frauen Kinder bekommen, hat sich in den vergangenen 40 Jahren um rund vier Jahre nach hinten verschoben. In der Schweiz zum Beispiel von 25,3 auf 29,4 Jahre. Zudem bekommen Frauen immer weniger Kinder: 1950 waren es noch fünf im Durchschnitt, heute sind es nur noch zwei, und 2050 wird es vermutlich nur noch eines sein. „Früher waren Kinder eine Gegebenheit, heute sind sie eine Entscheidung“, sagt Jenkins. Frauen haben heute die Kontrolle darüber, wann sie schwanger werden. Auch dank Djerassis Erfindung. Doch das fördert ein Problem. Viele Frauen warten, bis sie sich bereit fühlen für ein Kind. Doch dann ist es häufig zu spät. „Frauen fühlen sich heute mit 40 Jahren noch jung, ihre Eierstöcke jedoch sind bereits alt“, erklärt Jenkins die Problematik. Doch was lässt Frauen überhaupt diese späte Entscheidung treffen?

Vor allem finanzielle und ökonomische Voraussetzungen, erklärt Jenkins. Erst an zweiter Stelle steht die Partnerschaft, und ob beide bereit für ein Kind sind. „Frauen sind heute geschäftlich erfolgreich und haben es dafür in einem anderen Gebiet schwerer als früher.“ Plötzlich müssen sie sich damit auseinandersetzen, ob der Körper kooperiert. Jahrelang gab es für diejenigen Frauen, die spät schwanger werden wollten, nur den beschwerlichen Weg einer künstlichen Befruchtung. Seit kurzem zeichnet sich ein neuer Trend ab: die sogenannte Kryokonservierung. Die Methode, unbefruchtete Eizellen ohne direkte medizinische Notwendigkeit aufzubewahren, nennt sich auch „social freezing“ – das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen aus sozialen Gründen, nicht aus medizinischen. Die neue Technik der Vitrifikation brachte den Durchbruch

Zuvor war es krebskranken Frauen vorbehalten ihr Eizellen einzufrieren, die wegen einer Chemotherapie oder Bestrahlung gefährdet waren, ihre Fruchtbarkeit zu verlieren. Doch die Methode war teuer, unsicher und nicht sehr erfolgversprechend. Durch die moderne Schockgefriermethode entstehen beim Auftauen nun keine scharfkantigen Kristalle mehr, die vorher eine Vielzahl der eingefrorenen Eizellen zerstört hatten. Die Erfolgswahrscheinlichkeit ist größer geworden. Die Technik der Kryokonservierung ist anfangs dieselbe, wie bei einer künstlichen Befruchtung. Zunächst wird er Zyklus der Frau mit Hormongaben stimuliert. Dadurch reifen bis zu 30 Eizellen in den Eierstöcken heran, nicht wie üblich nur eine. Nach einigen Tagen saugt der Arzt dann die reifen Eizellen ab. Um später gute Chancen auf eine Befruchtung zu haben, sollten mindestens 15, besser noch 20 gesunde Eizellen konserviert werden. Zahlen müssen die Frauen die Prozedur selbst – und die ist teuer: Ein Behandlungszyklus kostet rund 3000 Euro. Hinzu kommen etwa 300 Euro für die Konservierung und noch einmal 250 bis 350 Euro pro Jahr für die Lagerung.

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