AW: Wie lange sollte man stillen? Wie steht ihr dazu?
Zitat:
von
StarBuG
Ich finde es schon wichtig, sich mit Energiebilanzen auszukennen, wenn man Eltern zu Ernährungsfragen ihrer Kinder berät. Da kann nämlich auch mal was ganz schön schief laufen.
Aber wir Kinderärzte sind da eh penibel. Wir berechnen ja eh immer alles bis aufs Milligramm mit dem Taschenrechner ;)
*hüstel*
das macht ihr in der Klinik so - aber das ist nicht das richtige Leben ;)
Aber ernsthaft - Klinikärzte kennen sich tatsächlich mit dem Energiebedarf und den Ernährungsmöglichkeiten - auch speziellen gut aus - so zumindest meine Erfahrung.
Bei niedergelassen Kinderärzten gerät das doch mehr in Vergessenheit.
Meine Erfahrung war eigentlich auch eher so - Ernährungsprobleme - frag besser nicht den Kinderarzt. Und das sind auch oft Erfahrungen aus meinem Stammforum.
Beispiel - Tammy hat mit 4 Monaten zuwenig zugenommen - eine Folge von vielen Infekten und damit verbundener Trinkverweigerung, Reflux und allgemein relativ geringe Nahrungsaufnahme.
In der Klinik wurde mir dann empfohlen zur Nahrung Keimöl zu geben langsam steigernd auf 1 EL pro Flasche.
Kommentar vom Kinderarzt - also ich sollte doch lieber nen Schlag mehr Milchpulver in die Flasche machen :bigeyes_2_blue8:
Toller Vorschlag: zum einen war die Milch eh schon mit Reisflocken angedickt und ne leichte Neigung zu Verstopfung bestand bei ihr auch schon immer und zum anderen hat 1 EL Öl deutlich mehr kacl als eine löffel Milchpulver.
soviel zu genau, Taschenrechner und jede Menge Ahnung ;)
lg Sandra
AW: Wie lange sollte man stillen? Wie steht ihr dazu?
Das liegt aber auch an den Krankheitsbildern, die niedergelassene Ärzte täglich sehen.
Es ist einfach so, das bei 95% der Kinder der Ratschlag deines Kinderarztes richtig oder zumindest akzeptabel gewesen wäre. Für die restlichen 5% gibt es Kindergastroenterologen und Kinderärzte in den Krankenhäusern, die solche komplizierten Fälle wie dein Zickchen fast täglich sehen.
Aber auch hier, es gibt sehr gute Ärzte, und es gibt gute Ärzte.
Ich bin ja gerade in der Aufnahme der Kinderklinik und kann man live miterleben, mit was für Kleinigkeiten Eltern teilweise schon zum Arzt laufen.
Normalerweise fangen das die Kinderärzte zum großen Teil ab.
Die Kunst der Kinderheilkunde ist es eben, so viel wie nötig zu tun, aber so wenig wie möglich.
Die Kunst der Kinderärzte ist es, die Kinder rauszufischen, wo zuwarten eben nicht mehr reicht und ein Spezialist oder ein Krankenhaus von Nöten ist.
Es gibt ein schönes Zitat, ich weiß allerdings nicht mehr, von wem.
"75% aller Krankheiten heilt die Natur, und sie spricht auch nicht schlecht über Kollegen" ;)
Gestern zum Beispiel kam eine Mutter, deren Kind seit einem Tag leichten Husten hatte. Also meine Mutter wäre da nicht mit mir zum Arzt gegangen, und schon gar nicht in die Notaufnahme der Uni-Klinik ;)
AW: Wie lange sollte man stillen? Wie steht ihr dazu?
Zitat:
Bonobos, die in Gefangenschaft bzw. ohne Familie aufwachsen, können ihre Jungen auch nicht stillen.
Logisch, die Gefangenschaft dieser Tiere ist etwa vergleichbar mit der dekadenten Lebensweise in hochtechnisierten Ballungsgebieten. Hierzu müsstest Du korrekterweise schreiben: "... können ihre Jungen zunächst auch nicht" säugen. Sorry, aber hier auf dem Lande muss keiner einzigen Frau erklärt werden, wie sie ihre Kinder stillen muss. Hier hat auch kaum eine Frau wirkliche Probleme mit dem Milchfluss. Ja, ganz am Anfang passiert es mehreren jungen Müttern, dass es nicht so perfekt läuft wie gewollt. Aber das Kind mit seinem Hungergeschrei schafft es mit nur minimaler Geduld regelmäßig, dieses Problem alsbald aufzulösen. Hier ist noch kein einziges Kind verhungert, weil Mama nicht sofort genügend Nahrung zur Verfügung stellen konnte. Insofern ist bei uns auch keine Stillberaterin vonnöten. Die Alete- und Hippfläschen in unserem Supermarkt sind primär für Touris.
Liebe Grüße
Angie
AW: Wie lange sollte man stillen? Wie steht ihr dazu?
Zitat:
von
Monsti
Logisch, die Gefangenschaft dieser Tiere ist etwa vergleichbar mit der dekadenten Lebensweise in hochtechnisierten Ballungsgebieten. Hierzu müsstest Du korrekterweise schreiben: "... können ihre Jungen zunächst auch nicht" säugen. Sorry, aber hier auf dem Lande muss keiner einzigen Frau erklärt werden, wie sie ihre Kinder stillen muss. Hier hat auch kaum eine Frau wirkliche Probleme mit dem Milchfluss. Ja, ganz am Anfang passiert es mehreren jungen Müttern, dass es nicht so perfekt läuft wie gewollt. Aber das Kind mit seinem Hungergeschrei schafft es mit nur minimaler Geduld regelmäßig, dieses Problem alsbald aufzulösen. Hier ist noch kein einziges Kind verhungert, weil Mama nicht sofort genügend Nahrung zur Verfügung stellen konnte. Insofern ist bei uns auch keine Stillberaterin vonnöten. Die Alete- und Hippfläschen in unserem Supermarkt sind primär für Touris.
Liebe Grüße
Angie
Da tust du aber Stillberaterinnen jetzt wirklich unrecht. Sie helfen Müttern in einer schwierigen Zeit einen guten Zugang zum Stillen zu finden. Und das dieser Zungang oftmals nicht so leicht ist wie es klingt, hab ich in der Gynäkologie genug gesehen.
Das geht von der richtigen Sitzhaltung über das richtige Anlegen bis zu Hilfsmittel, die das Stillen für Mutter und Kind erleichtern. Dann gibt es da noch die entzündeten Brustwarzen, und viele kleine und große Probleme, die eine kompetente Beratung brauchen um den Müttern (und Kindern) ein angenehmes und erfolgreiches Stillen zu ermöglichen.
Zusatznahrung ist dann von Nöten, wenn Mütter aus medizinischen oder natürlichen Gründen nicht stillen können. Das ist auf dem Lande genauso wie in der Großstadt.
Und einen isoliert im Käfig gehaltenen Affen mit einer Großstadtfamilie zu vergleichen, halte ich doch auch für ein wenig überspitzt ;)
AW: Wie lange sollte man stillen? Wie steht ihr dazu?
Zitat:
von
StarBuG Das liegt aber auch an den Krankheitsbildern, die niedergelassene Ärzte täglich sehen.
Es ist einfach so, das bei 95% der Kinder der Ratschlag deines Kinderarztes richtig oder zumindest akzeptabel gewesen wäre. Für die restlichen 5% gibt es Kindergastroenterologen und Kinderärzte in den Krankenhäusern, die solche komplizierten Fälle wie dein Zickchen fast täglich sehen.
Es war ja auch nur ein halber Vorwurf - Vorwurf nur weil er diesen Kommentar brachte, nach der Klinikempfehlung. Das fand ich schon daneben - dort kennen sich auch nicht alle Ärzte mit den Feinheiten der Ernährung aus, aber sie haben dort ihr Spezialisten und sie machen sich dort wirklich Gedanken welche Empfehlungen ausgesprochen werden.
Es war nur ein Beispiel gegen deine Aussage Kinderärzte wäre penibel in Sachen Energiehaushalt ;-)
Ich ist ja auch ok - der Arzt muss sich nicht auf allen Gebieten supergut auskennen aber zu 80 % "nur Bagatellen" behandeln, es reicht zu erkennen und zuzugeben, dass er nicht weiterkommt.
AW: Wie lange sollte man stillen? Wie steht ihr dazu?
Es leben die Spezialisten ;)
AW: Wie lange sollte man stillen? Wie steht ihr dazu?
Hallo Michael,
das sollte keineswegs ein Angriff gegen Kitty sein, nur zum Nachdenken anregen. Ich kenne ja nun beide Seiten: die der Großstadt und jene hier auf dem Land und bei Naturvölkern. Tatsache ist, dass Frauen in der Großstadt, womöglich auch noch eingebunden in einen alsbald wieder aufzunehmenden Job, oft leider auch häufig die Sorge um die äußere Entwicklung der Brüste durch das Stillen, Ungeduld oder was weiß ich, viiiiiiel gröbere Probleme haben als die hiesigen Frauen. In Ballungsgebieten sehe ich durchaus die Notwendigkeit einer Stillberaterin ... leider. Aber es scheint wohl wirklich notwendig zu sein.
Dass alternative Ernährung mitunter notwendig ist, weiß ich von meiner eigenen Mutter, die 5 Kinder vollkommen problemlos und auch über lange Zeit gestillt hatte. Nur meine jüngste Schwester wollte Mamas Brüste partout nicht. Der Kinderarzt erklärte ihr damals, dass ihre Brustwarzen zu groß seien. Ob das wirklich stimmt, weiß ich nicht.
Zitat:
Und einen isoliert im Käfig gehaltenen Affen mit einer Großstadtfamilie zu vergleichen, halte ich doch auch für ein wenig überspitzt
Mag sein, dass Du das so siehst. Ich sehe halt den eklatanten Unterschied zwischen den Vorgängen in der Großstadt und hier (oder bei Naturvölkern). Dieser existiert nun mal, und ich lasse dies nun kommentarlos so stehen. Außerdem hatte nicht ich dieses Beispiel mit den armen Affen gebracht, sondern Kitty.
Liebe Grüße
Angie
AW: Wie lange sollte man stillen? Wie steht ihr dazu?
Zitat:
von
StarBuG Ich finde es schon wichtig, sich mit Energiebilanzen auszukennen, wenn man Eltern zu Ernährungsfragen ihrer Kinder berät. Da kann nämlich auch mal was ganz schön schief laufen.
Weißt du, wir bei der AFS haben sehr genaue Vorgaben, wann die Grenzen der Stillberatung erreicht sind. ;)
Und genau so ein Beispiel wie das von Sandra meine ich. Da kommen dann häufig irgendwelche obskuren Empfehlungen, die absolut realitätsfern sind. Das haben halt grade die älteren KiÄ im Studium gelernt und alle neuen Entwicklungen halten sie für modernen Schnickschnack. Der KiA einer Bekannten hat wörtlich zu ihr gesagt, die Stillempfehlung der WHO wäre Blödsinn. Auch beliebt ist das Argument, die Empfehlung würde ja nur für Entwicklungsländer gelten.
KiÄ sind nunmal keine Ernährungsspezialisten, und Stillexperten schon dreimal nicht. *schulterzuck*
Angie, teilweise gebe ich dir recht. Die Stillberatung ist auf jeden Fall ein Phänomen unserer überzivilisierten Gesellschaft. Aber den Unterschied Großstadt/Dorf sehe ich nicht. Ich wohne in einer 90.000-Einwohner-Stadt, also wirklich keine Großstadt, und ich sehe ständig Frauen mit Stillproblemen, nicht nur in meiner Arbeit als Beraterin.
An und für sich ist Stillen supereinfach - Brust, Kind dran, fertig. Aber ganz viele werden einfach mit künstlichen Problemen konfrontiert, z.B. Glukosefütterung im KH, Schnullergabe, wohlmeinende Tips von Verwandten, allgemeine Verunsicherung, etc. Und dadurch wird dieser an sich einfache Prozeß einfach gestört. Diese Probleme gibt es leider überall.
AW: Wie lange sollte man stillen? Wie steht ihr dazu?
Hallo Kitty,
Zitat:
Aber ganz viele werden einfach mit künstlichen Problemen konfrontiert, z.B. Glukosefütterung im KH, Schnullergabe, wohlmeinende Tips von Verwandten, allgemeine Verunsicherung, etc. Und dadurch wird dieser an sich einfache Prozeß einfach gestört. Diese Probleme gibt es leider überall.
Exakt so sehe ich es auch. Wir sind hier nur ein 1400-Seelendorf, davon ca. 1000 wirklich Sesshafte. Und da gibt es schon eklatante Unterschiede zu unserem "Zentrum" St. Johann i.T., das auch nur ca. 8.300 Einwohner hat. Auch dort sind die "künstlichen" Probleme bereits vorhanden. Deshalb: Deine Tätigkeit hat ganz bestimmt einen Sinn. Nichtsdestotrotz handelt es sich beim Stillen und dem Saugreflex des Säuglings eigentlich um eine angeborene Fähigkeit, die frau/kind in natürlicher und stressfreier Umgebung nicht lernen muss.
Liebe Grüße
Angie
AW: Wie lange sollte man stillen? Wie steht ihr dazu?
Hi zusammen,
nachdem hier nun heute abend wie auch schon heute über Tag eine rege Diskussion lief, mische ich nun auch wieder mit.
Ich habe jetzt mal eben schnell alles nachgelesen und bin auch recht froh, daß mittlerweile irgendwie die Sache mit den unklugen Müttern und den daraus resultierenden blöden Kindern nach hinten gerutscht ist.
Mir war auch bis vor ein paar Tagen, bis sich Kitty hier anmeldete, überhaupt nicht klar, daß frau mittlerweile eine Stillberaterin aufsuchen kann, wenn sie irgendwelche Probleme mit dem Stillen hat.
Nun habe ich natürlich auch Bekannte/Freundinnen, die stillen, die bis auf eine Ausnahme alles alleine hinbekommen. Ich telefonierte vorhin mit einer Freundin und erzählte ihr von diesem Hickhack hier und fragte sie auch, ob sie eine Stillberaterin habe. Antwort von ihr:"Eine bitte was??" Und wir leben hier nicht gerade auf dem Dorf!
Das alleine erklärt doch schon den von Monsti mittlerweile mehrmals angesprochenen Instinkt des Stillens. Meine Freundin hat diesen Instinkt jedenfalls, das Kind hat ebenfalls diesen Saugreflex und lernen müssen die beiden gar nichts. Und das empfinde ich als natürlich und normal!!
Viele Grüße, Andrea