AW: Tochter (8) in der Krise
Hallo Achim!
Erstmal herzlich Willkommen hier in unserer netten Runde!
So, nun mal etwas zu Eurem Problem:
Ich selber habe keine Kinder, habe aber natürlich hier in der Nachbarschaft welche und es könnte die Geschichte von S. sein, die Du erzählst. Genausowas hat sich hier vor kurzem auch abgespielt bzw. spielt sich noch immer ab, allerdings nach der Schule und Hausaufgaben, wenn die Kids dann draußen spielen. Das kommt an sich schon selten vor, daß die draußen sind, aber immerhin kommt es vor und dann eben diese Sache dazwischen.
S. war immer die Anführerin, hat immer über alle Spiele, die gespielt werden sollten, bestimmt und hat auch immer die Anführerin gespielt bei Fangen, Verstecken, Hopsen und wie das alles heißt, was die da so spielen. Eines Tages spielten alle Kinder (in der Regel so 4 bis 6) ohne S., die saß auf der Treppe zur Haustür und hat geheult.
Was war passiert? Ganz einfach, die anderen Kinder hatten sich durchgesetzt und damit konnte S. (ein Mädel!) nicht umgehen und sie konnte sich auch nicht in die Gemeinschaft einfügen, wenn sie nicht die Anführerin war! Sprich, wenn sie nicht das Sagen hatte und es nicht so lief, wie es ihr genehm war. Und vor allem konnte sie als Nicht-Anführerin nicht mehr den Ton angeben, damit kam sie dann nicht klar und hat geweint.
Die Mutter hat hier auch Gespräche gesucht mit den anderen Müttern, ich kenne die Mutter von S. sehr gut und wir sind auch locker befreundet. Sie wußte auch nicht mehr weiter, in der Schule war allerdings alles ok, weil dort andere Kinder sind und nicht die unmittelbaren Nachbarskinder. Also hat sie sich das Spiel mal selber angeschaut, versteckt natürlich, und mußte feststellen, daß ihre Tochter Pascha-Allüren an den Tag legt, wenn sie nicht ihren Willen bekommt und Anführerin sein darf. So gesehen von der Mutter, gab es abends ein ernstes Gespräch, an den nächsten Tagen noch mehr Gespräche und vor allem die Erklärung, daß nicht immer alle nach S. Nase tanzen können und sie sich auch mal in die Gemeinschaft einfügen müßte! S. ist 9 Jahre alt, ziemlich verzogen und verwöhnt von zuhause aus und irgendwie nicht sehr sozial eingestellt, sicher aufgrund der Erziehung. Wobei ich da nicht mitreden kann, ich kriege ja immer mal nur teilweise was mit, aber zuhause ist S. Sonnenschein und Tyrann zugleich!
Vielleicht ist es nur eine Phase, hier dauert diese Phase nun schon länger an und es ist so, daß S. eigentlich kaum noch draußen mitspielt, sondern eher beleidigt in der Ecke hockt oder aber die anderen ärgert und zankt. Soziales Verhalten gleich Null.
Das muß nun alles bei Euch nicht so extrem sein, ich will Dir auch nicht damit schreiben, daß Eure Erziehung falsch ist, um Gottes Willen, das kann ich gar nicht. Aber vielleicht siehst Du in der Geschichte von S. auch Parallelen.
Die Mutter hat S. nun bei einem Heilpädagogen für Kinder vorgestellt, und der meinte nach dem ersten Termin schon, da besteht Handlungsbedarf. Alles weitere dann nach dem gemeinsamen Gespräch mit beiden Elternteilen, was diese Woche irgendwann stattfindet, wenn ich mehr weiß, schreibe ich Dir das gerne hier hin.
So, lang ist es geworden, aber das Thema kann man auch nicht unbedingt in 3 Sätzen abhandeln und die Geschichte von S. schon mal gar nicht, also, danke auch für Deine Geduld, daß Du es gelesen hast! ;)
Erstmal liebe Grüße und berichte doch mal, wie es weitergeht bei Euch!
Andrea
AW: Tochter (8) in der Krise
@wakulintschuk,
erst einmal ein Herzliches :congratulations_2b_ Willkommen hier im Forum.
Zu Deinem Thema fällt mir persönlich eine Geschichte aus der Grundschulzeit meines ältesten Sohnes ein.
Er kam immer wieder heulend von der Kernzeit (in Folge kurz KEZEgenannt) bis ich ihn mal fragt warum er weine (na ja auch Jungs sind kleine sensible Geschöpfe).
Sein KEZE- und Klassenkamerad kauft sich die Freundschaft mit Süßigkeiten und anderen Gefälligkeiten (die Kinder so mögen) regelrecht ein (ich bin der beste Freund ich hab dir doch auch...) und das nagte eben an ihm.
Bis eines Tages der ganze KEZE-Haufen (immerhin 30 Kid's) einen Ausflug machten der genannte Klassenkamerad wegen Krankheit nicht dabei war und den anderen aufgefallen ist das er sich die Freundschaften nur eingekauft hatte.
Diesem Jungen ist es gleichsam so ergangen , nach dem Ausflug wurde er in Schule und KEZE von den Mitschülern geschnitten und das ging immerhin 3 Monate so.
In einem Elternabend (ich glaube es war der KEZE-Stammtisch) ist das dann mal angesprochen worden und wie haben diesbezüglich als Eltern dies wieder in die richtige Bahn gebracht.
Heute sind die Beteiligten längst in andere Schulsystemen und Klassen jedoch die besten Freunde die sich regelmäßig zum spielen und rumalbern treffen.
Wie Du siehst Kinder sind sehr harte Richter, sie richten und handeln spontan.
Du solltest eventuell Dich einmal mit anderen Eltern ebenfalls austauschen um noch mehr Hintergrundwissen über das Verhalten Deines Kindes heraus zu bekommen.
AW: Tochter (8) in der Krise
Hallo und danke :a056: für die freundliche Aufnahme hier im Forum,
danke Euch beiden auch für Eure umfangreichen Antworten. Tja, ob meine Tochter in der Schule auch massiv den Ton angibt oder angeben möchte, weiß ich nicht und ich kann es mir kaum vorstellen. Da würden wahrscheinlich nur weitere Elterngespräche fundierte Erkenntnisse bringen. Zu Hause hatte sie das vielleicht bis in die Kindergartenzeit, dass sie der Bestimmer sein wollte.
Allerdings, wenn sie jetzt Freundinnen bei sich zu Besuch hat, dann wird wunderbar zusammen gespielt und ich habe es nicht nur einmal mitbekommen, dass sie eher Vorschläge macht, was gespielt wird, als dass sie bestimmt und dann wird auch nicht selten das gespielt, was die andere möchte.
Ihre Probleme betreffen im Grunde auch nur die Früh- und die Hortbetreuung, wo offenbar nicht ihre allerbesten Freundinnen sind. Und neu hinzu halt der Tanzkurs, wo sie auch niemanden kennt. Doch das schien bis vor drei Wochen halt nie ein Problem zu sein. Nur jetzt bekommt sie offensichtlich ständig Panikattacken, dass sie dort alleine wäre und niemand mit ihr spielt. Nur stimmt das ja so nicht. Die Erzieherinnen berichten, dass sie sehr wohl schnell Anschluss findet und mit anderen spielt. Trotzdem geht das Heulen weiter.
Vielleicht bleibt auch nur der Weg zum Kinderpsychologen, wenn die Phase so weiterläuft.
Vielen Dank nochmals und Grüße
Achim